Blog und Kontakt
Auf dieser Seite äußere ich mich zu bestimmten Ereignissen oder aktuellen Themen in der Literatur. Ich freue mich über Ihre Stellungnahmen dazu oder zu anderen Aspekten dieses Web-Auftritts.
Blog 9
Warum sich Lohengrin auch nach Hitler lohnt
Oktober 2023
Blog 8 - September 2023
Wer wir sind? -Vom Überschätzen und Unterschätzen
Blog 7
Wahnsinn unterm Dach
Juli 2023 und im Anschluss Sommerpause
Blog 6
Wo gehobelt wird, da fliegen Spä(h)ne, vom Beruf bis in den Tod
Juni 2023
Blog 5 Mai 2023
Welchen Politikern und Politiken man mehr als eine Auszeit wünschte
Blog 4
Freilachsein - zol zayn a shtikele: Fröhlichkeit!
April 2023
Blog 3 März 2023
Tatsächlich hilft ein Gedicht
Blog 2 Februar 2023
Bildungspolitik ohne Verstand? - Ein Kurieren an Symptomen zu Lasten anderer
Blog 1
Januar 2023
Zur Aktualität von William Shakespeare in digitaler Zeit
Blog 11 (45)
Von Müttern lernen -Salut et enchantée zum 80-sten des kleinen Unterschieds!
Dezember 2022
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Blog 9 -Oktober 2023
Warum sich Lohengrin auch nach Hitler lohnt
Am Anfang steht immer die Intrige, weniger das Licht. Dann folgen die Spitzel, sie sind überall, im Buchgeschäft, auf der Straße, in Warenhäusern, unterm Volk, am Strand, in den Parks und in den Museen. Heerscharen von Eingebildeten, eine moderne Reservearmee von innenpolitisch äußerst wirksamen Fachidioten, mancher Unterhändler aus der antibürgerlichen Welt hat weniger Schmieröl an den Händen.
In der derzeitigen Aufführung von Wagners Lohengrin im Wiesbadener Staatstheater hat die Regisseurin sie auf universitär anmutende Apparatschik-Plätze gesetzt, wo sie skurrile Normalos, jämmerliche Untertanen oder anbetende Beschwörer der heimatlichen Gefilde sind, im Hintergrund Hochhäuser und Masse Mensch auf der Brücke, die Skyline betrachtend, ab und an rollt auch ein Panzer vorbei, gestern und heute.
Oder das Volk kommentiert als griechischer Chor den Ruin von Elsa, findet die hinterhältige Heuchelei von Frauen ebenso geschmacklos wie die altvertraute Grausamkeit der Männer, weswegen das Gesetz, das Lohengrin dagegen setzt, auch ganz ohne Waffen auskommt. Unterkannt ist er und will er bleiben; und das hat eine zuerst jüdische, auch monotheistische und jüdisch-christliche Tradition, die lange vor Hitler heilsam war und doch das Licht gebar, das am Anfang stehen könnte.
Daher kann das sagenumwobene Heil des Grals trotz der deutschen Sprache der Dichter und Denker und auch der Henker nicht an ihm vorbei, der die europäische Wiege und den Nahen Osten beflügelt: mach dir kein Bild von der Transzendenz und, wie immer du sprichst, du erreichst mit Worten das Absolute nur andächtig; und die spirituelle Energie der Liebe und Sexualität fragt nicht , warum und wer und wieso an diesem Ort, wenn sie sittlich die Geschlechter, welcher Mischung auch immer, beflügelt. Denn ein Engel ist bei ihnen, - bei einer und einem jeden - , wie Rilke es nannte.
Und Lohengrin hat in Wiesbaden nicht nur eine Stimme, sondern eine Dialogbereitschaft unters Volk gestreut, sodass viele in ihrer Unterschiedlichkeit hervorkommen und den Apparaten entweichen, andere lebendiger werden und wieder andere dem Widersacher nicht das Wort überlassen, auch wenn ihr Herrscher ein gebrechlicher, alter Mann im Rollstuhl ist und der entführte Junge zu schwach, um seiner Mörderin Einhalt zu gebieten.
Das ist der Mensch - wie die Frau, die nicht über ihre Kränkung hinwegkommt, keine besondere eigene Regie zu führen oder die, nicht über den Mann triumphieren zu können, oder die, die die eigene Stimme entwickelt, und dann leider verstummt. Und er - versteigt sich im flatternden weißen Vorhang und lässt Frauen sein dreckiges Geschäft abwickeln oder er, der Gnade erhält und den doch nur rivalisierende Rachlust antreibt. Und dazwischen hebt das Orchester den Schwan als Symbol der beflügelnden Verwandlung in einen Himmel, der von epischer Distanz gebrochen wird.
Wer also mit anderen im Bett liegt, sollte niemals feige sein und ganz bei sich bleiben.
Bravo nach Wiesbaden ins Staatstheater!
Blog 8
Wer wir sind? -Vom Überschätzen und Unterschätzen
Das nächste System ist immer das bessere, sagt ein Sprichwort - der Mörder ist immer der Gärtner, sagt ein anderes Sprichwort - und der König ist tot, es lebe der König, sagten die Leute in Europa früher; und mit vielen Alternativen für Deutschland, die sich anbieten, wird sich auch nichts daran ändern.
Aber warum von Politikern, von Beruf in der Öffentlichkeit stehend, so langsame Einsichten in Fehleinschätzungen, Schablonen und Überheblichkeit, zögerlich und politisch bislang unwirksam? Plutokratie, Mediokratie, Technokratie sind kapitalistische Strukturprinzipien, aber garantieren keine Herrschaft des Volkes. Wenn diese Demokratie keiner formalistischen Schablone folgen soll, fragt man sich, warum die größten Preisträger von gestern, heute und morgen stets vorher schon die bekanntesten, namhaftesten und erfolgreichsten waren. Warum die Überheblichkeit von selbst ernannten Eliten über die arbeitende Bevölkerung oft hinwegfegt mit einem Sound der zwanghaften Reglementierung und dabei unermesslich viel mehr verdient an Anerkennung und Wohlstand als alle diejenigen, die sich daran halten müssen? Warum die Heuchelei von Intendanten mit Monatsgehältern, die einen Sterntaler zum Lachen bringen würden, größer ist als die Fantasie über ihr Volk, das sie zu bedienen meinen? Warum man in Apparaten und Bunkern Herrschaft betreibt und Freiheit und Demokratie einer Menge Leute überlassen bleibt, die als politische Kaste auch im späten Mittelalter Abnehmer gefunden hätte? Warum der Journalismus so unanständig bezahlt wird, dass er keine fünfte Säule einer rechtschaffenden überprüfenden Herrschaftskontrolle mehr darstellen kann? Warum Staatsdiener in den höchsten Rängen nicht mehrmals im Jahrzehnt die Aufgabe haben, ihren Platz unterm Volk einzunehmen, in der Praxis, auf dem Gelände, das ihnen anvertraut wurde? Und warum, wenn Demütigungen und Ressourcen verteilt werden, sehen wir eine proportionale Weichenstellung von unten nach oben? - und Bevölkerungsgruppen, die sich so fremd sind wie in biblischen Zeiten? Warum, warum, warum....
Warum es gefährlich ist, das Unbehagen in der Kultur, das Überschätzen und das Unterschätzen nicht lokal zu verorten und nur aus zentralistischer Perspektive zu erörtern, liegt schon so lange auf der Straße - aber die Kutsche fährt, inmitten von Krieg und Frieden, und die Bettler sind unsichtbar. Und dazwischen ist jede Menge Staub, aufgewirbelt, zum Greifen nah.
Blog 7
Juli 2023 und im Anschluss Sommerpause
Wahnsinn unterm Dach
Neulich habe ich zuerst an eine Wärmepumpe gedacht. Die 50.000 Euro habe ich immer im Wohnzimmerschrank herumliegen. Zur Bestechung der Handwerker liegt stets Geld im Klavierschallkörper bereit. Dann war aber der Abstand zu den Nachbarn nicht groß genug, deshalb habe ich an eine Solaranlage mit vorheriger Dämmung gedacht. Dazu müsste ich meine sechsstellige Hemmschwelle überschreiten und nur den Job wechseln, um mehr zu vedienen, alles andere bezahlen Verwandte mit, entweder Kinder oder Eltern, es geht also ums Erben, und dann gibt es Streit. Oder es dauert zu lang, und ich sterbe zwischenzeitlich, da ich am jämmerlichen Häuschen ohne ökologische Transformation zu lange gearbeitet habe, dumm von mir.
Deswegen wäre es am besten, ich würde ein eigenes Windrad aufstellen, das könnte dann nicht nur zur Wärme- und Stromerzeugung, sondern auch für Don Quijote-Zwecke dienlich sein. Wenn ich wütend bin, erfreue ich mich an meiner symbolischen Erfolglosigkeit und gebe anderen die Schuld, denn ich war voll des wilden Mutes. Manche der Windräder stehen auch still, wenn der Wind arg bläst. Und Sancho Pansa wird mir treu zur Seite stehen, wenn der Staub der versprochenen staatlichen Vergünstigungen mir in Form der zuzüglich hohen Zinsen, die ich zu tragen haben werde, um die Ohren wehen wird. Aber die Anhebung des Mindestlohns und die Perlenkette meiner Goßtante werden mich retten. Schließlich, was will ich arbeitssame einfache Person in Auktionshäusern, in denen das Lot (also der geschätzte Preis der Kunstware) durchschnittlich schon mehr kostet als meine Toilette im Sixpack? Himmlisch.
Am Ende komme ich auf das gute alte Atomkraftwerk, das bei den Nachbarn steht, kaufe mir mehrere Elektro - Öfen mit Kabelanschluss und sehe dem mittelalterlichen französischen Dorfcharme völlig gelassen entgegen. Der Charme der Schlösser, die staatlich restauriert werden, strahlt ohne unsere Steuergelder auch nicht so hell.
Auf einen guten Sommer - bonne journée.
Blog 6
Wo gehobelt wird, da fliegen Spä(h)ne, vom Beruf bis in den Tod
Juni 2023
Das Ende der Rente mit 63 Jahren und das am besten sofort? Und das von einem Mann, ist er nicht Berufspolitiker?, der, gar nicht lange ist es her, er blinzelte treuherzig in die Kamera dabei, seine Partei und sich dafür belobigte, man habe, freilich in Koalitionszeiten, die Rente als Möglichkeit auch mit 63 durchgesetzt...?
Irrig, wie ich so bin, kann ich den Ausgleich für Fachkräftemangel und die hohen Kosten für Gesellschaft und Staat am besten ohne Ausnahme und auf dem Trapez empfehlen. Superlative Einkommensmillionäre und Berufspolitiker, letztere in der Regel mit mehr als 10.000 E Monatsgehalt netto (bitte nicht lachen wegen der Mängelexemplarberufswahl, es liegt an der hohen Verantwortung für 28549 Ameisen anderer emsiger Art), sollten künftig den Bonus von Berufsgruppenbedingungen aus der Pflege (dreimal die Scheiße vom Bett gewischt, viermal Katheder entleert und siebenmal Spucke aus dem Gesicht gewischt, elfmal Körper tags in den Rollstuhl gehoben), der Bildung (heute wieder Abiturentwüfe bis nachts um 3.30 Uhr und morgen Korrekturen bis nachts um 2 Uhr, die digitale Verwaltung war gestern früh um sechs Uhr abgeschlossen) und dem Theaterbereich der Kunststücke im Affentempo vor Publikum ohne Absturzsicherung und mit bürokratischer Kniefälligkeit bis 95 Jahre in Schichtarbeit bekommen (das Trinkgeld reicht für das Benzin zur Weiterfahrt), außer, sie können sich im Handwerk, beonders beim Fliesen legen, im Dachbau und Trockenbau verdingen.
Der Stundenlohn, besonders bei Subunternehmen, ist ja bekannt - und Krankenhäuser suchen ständig Pflegepersonal rund um die Uhr - und wenn man fertig ist mit diesem Schichtdienst, lieber Herr S., dann lege man sich, statt Dienstpersonal aus Südosteuropa zu rekrutiieren und sich dabei zu feiern als Sozialgesundpfleger, selbst auf die Bahre nach dem Lebens- sprich Arbeitsdienst.
Das Echo der Karriere vor dem Kameragewitter generiert sich gern als Ethos, die Selbstgefälligkeit des Regierens ohne Kontrollmechanismus der Erfahrung anderer ist ja schließlich das, was der eigenen Macht, der Rhetorik und zur Freiheit dient. Es frisst nicht nur die Revolution ihre Kinder. Aber dieser Absatz ist nur ein Gedankenstrich.
Es gibt natürlich genetische Defekte , die quasibiologisch bestimmte Bevölkerungsgruppen überfallen - wie Fliegenschwärme einen ausgehöhlten, zugegebenen nicht mehr schön das Wahre & Gute spiegelnden und wenig harmonisch in Würde gekleideten Kuhkopf - die braune Haut der Leibeigenen vor Jahrhunderten war für die Kutscheninsassen beim Vorbeifahren auch nur eine widerliche Augenblessur, während sich die Puderdose duftend vor dem eigenen Gesicht bewegte. Daher werden wir sicherlich alle alten Menschen gerne in weiße weiche Watte hüllen auf dem Totenlager, wenn sie direkt vom Beruf - ab jetzt jedes Jahr abwechselnd zum Politikeralltag - ins Grab fallen. Und die sogenannte Mittelschicht ist dann für die Tupperparty jede Nacht zuständig. Als Gastgeberin und Partymanagerin spreche ich für diese Lobby: es sind ab jetzt nicht nur Freunde, Verwandte und Bekannte eingeladen, die jüngste Produktpalette ist auch für den Abwasch durch Politik und Prominenz mit Villenbesitz, Yachtclub und entsprechenden... und ohne Geschirrspülmaschinenreiniger, aber mit den passenden Luxushandschuhen, geeignet.
Kaufen Sie außergewöhnliche Produkte aus der Kollektion in einer regenbogenfabenen, goldenen oder schwarzen Box. Sehr gerne auch mit Herzchen.
Blog 5 Mai 2023
Welchen Politikern und Politiken man mehr als eine Auszeit wünschte
Geldwäsche, Chaffeur- und Geschenkdienste, Zensurpraxis, plutokratische Anmaßung als politische Selbstverständlichkeit, Exklusionssymbolik,Vernichtung von Aufklärung und Dressur von Massenpsychosen, verwaltungstechnokratische Willkür, mediokratischer Populismus, Inszenierungsmodelle von Schein und Klischee- Produzenten, Machmetamorphosen anchaulichster Art, Geheimdienstsabotage und Überwachung, bestellte Auftragsmorde, Femizide, Oligarchepolitik unter Funktionären, chaotisch- systemische Strategien in Bildapparaturformen, technisch gesteuerte Affektlenkung, apathische und fanatische Fußvolkverblödung und sadistische Kriegsgelüste, treuhändlerische Hinterzimmer mit Schwarzgeld-Networking, Giftmorde unter Milliardentransaktionen, korruptive Belohnung nach Staatsdeals in der parteipolitischen Geschäftswelt, spezielle schwarze Kassen in weißem Gewand, Spitzelwirtschaft und suberversive Manipulation mit propagandistischem Ideologietransfer, Aufschwung des politischen Monopols und der Epressungspraktiken, Völkermord als Staatspolitik in tradierter faschistischer Facon, Waffenschmuggel- und Bodenschatz-Raubimperien, Bestechlichkeit und Rechtsbeugung, Kapitalflüsse ohne Rechtsorder und wieder eine heilige Mission, das Land zu retten..., ja, was soll ich sagen?
Niccolo Machiavelli hat wieder einmal den Vogel abgeschossen, bzw. die Ballführung im Profisport der ewigen Männerliga und allgemein des Menschen übernommen. Die Emanzipation der Politik von Geboten hat ja Hannah Arendt schon bei ihm und den totalitären Blöcken als effektvoll diagnostiziert, da musss ich in der Ethik anlässlich von Hobbes Leviathan keine linksghegelianische Kritik am Staatsmachtmodell mehr anführen, zumal Friedrich II zwar früher noch einen antimachiavellischen Text schrieb, während Clausewitz dessen Taktiken übernahm und die Preußen erfolgreich machiavellische Kriegspolitik anwendeten. Max Weber fand die Gesinnungsethik ja auch etwas langweilig in der Politik und unverhältnismäßig viel Mendelssohn und Kant im Sinne einer Vervollkommnung des menschlichen Wesens samt Entfaltung von Fortschritt konnte als funktionale Äquivalenz schon nicht im 20. Jahrhundert gefunden werden; und wird auch heute nur schwer zu finden sein. Dagegen hat kaum einer das Fürstenbuch von Machiavelli gelesen, aber der Spaß am puren Töten, den er Politikern abempfahl, hat wieder Zulauf; Machiavellis Empfehlung, sich weder an Untertanen noch an den Frauen zu vergreifen, wenn diese das nicht wollen, also nicht puren Sadimus als Staatspolitik zu betreiben, liegt weit hinter uns. Verteidigung tut not. Insofern haben wir Machiavelli nun längst überholt: Prominente Vertreter der alten Garde sind prominente Vertreter der neuen Garde.
Aber das ist zumindest ein Anlass, an die Bücherverbrennung auf dem Scheiterhaufen wider des undeutschen Geistes zu erinnern. Der 10. Mai 1933 liegt ebenfalls hinter uns. Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, müssen Sie zugeben, dass die nationalsozialistischen Aggressoren der großen Widerstandsliteratur - gegen all das, was wir nicht erreicht haben - unterlegen sind. Und mit diesem Überlebenswillen und diesem Buchstabenglauben schaffen wir einen anderen Sinn.
Blog 4
Freilachsein - zol zayn a shtikele: Fröhlichkeit!
Von Wien bis Krakau zu mir
April 2023
In den Kronen der Bäume vergehen die Tage, schrieb Chaim Semiatizki, in den Kronen der Bäume gingen auch riesig die Tage auf, und sofern das Ich einem Baum gliche, wird es bei mir dasselbe sein, bei Dir auch und bei uns - die finsteren Schiffe der Tage glitten ihm dahin und die weißen Möwen sangen dazu, während er, wie ein Kind im Traum, lachte dabei. Und auch Rachel Korn ist wie ein Baum im Wald zur Höhle gewendet mit allen Gliedern und Sehnsucht grünt ihr neu, nur ihr Schatten nimmt auch von unserer Gestalt Maß, im Refrain ein grauer Flor, so vertraut wie die dünnste Trauer, ganze Bindfäden lang friert der Sommertag im feuchten Gras, mt ihrem Leib hör ich diesem Frühling zu wie einem nichtgeborenen Lied, das sie anstimmt. Und wenn die Träne nurmehr ein Tropfen ist, und die Massen immer wieder aus den Gräben kommen, kann Klang sie neu erschaffen. Als Flagge wird das Wort gehisst von Awrom Suzkewer, der uns leben lässt wie in Spiegeln, im Spiegel seiner Zeit ist der Mensch: "Jedoch was ist er ohne Geige: Ein Bündel Knochen ohne Sinn", so dass die Zeit geht uns zur Neige..., doch wenn wir ungebrochen gehen, ein Baum im Frühling! -, zum Beispiel an einem sonnigen Ufer mit Leiser Wolf, der zu uns gehört, zur Familie aus Worten und Gedanken, öffnete ich mit ihm nur meine Augen, - so ist die Liebe gleich auf meinen Lippen; und von den Menschen glaub nur jedem dritten. Doch lass uns meiden das Leiden, das Jammern, erinnere Dich der Fragen, Du willst mit dem Singen gefallen und Geld auch verdienen dabei? Das Erinnern ist bei Mordechai Gebirtig im Mai 1941, was es gewesen, gehabt hab ich ein Heim, verband die Wurzeln fest zu einem Baum, eine Stube voll von Liedern und Gesang... für sie war nur ein Spiel sein Untergang. Und so, ergänzt von Mirjam Ulinower, lacht die Sonne uns manchmal fröhlich und traurig mitten ins Gesicht, so alt ist das Leid, fügte Kadja Molodowski hinzu, doch, auch wenn uns niemand mit Namen ruft, nimm mit ein Herz, jeder Tag ein brennendes Licht, geschnitten von unserem Wind, dem Gedächtnis.
Gedanken beim Schreiben; ein zweiter Teil des Zyklus "Bräute des Mittags" ist wie ein Strich in der Landschaft, von dem Friedensreich Hundertwasser sagte, er könne so nichts werden, die gerade Linie sei gottlos, daher wiege ich mich in seiner Krümmung und verfolge meinen Weg dabei.
Blog 3 März 2023
Tatsächlich hilft ein Gedicht
Farben - Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942)
So blau liegt es über dem schneeweißen Schnee
und so schwarz sind die grünen Tannen,
daß das ganz leise hinhuschende Reh
so grau ist wie nie beendbares Weh,
das man doch so gern möchte bannen.
Schritte knirschen in Schneemusik
und Winde stäuben die Flocken zurück
auf die weiß überschleierten Bäume.
Und Bänke stehen wie Träume.
Lichter fallen und spielen mit Schatten
unendliche Ringelreihen.
Die fernen Laternen blinken mit mattem
Schein, den vom Schneelicht sie leihen.
Blog 2 Februar 2023
Bildungspolitik ohne Verstand? - Ein Kurieren an Symptomen zu Lasten anderer
Zur aktuellen Diskussion schrieb mir ein durch Erfahrung im Bildungswesen Jahrzehnte in Schaltstellen arbeitender und durch Familientradition mit dem Bildungswesen sehr identifizierter Herr einen Brief.
Ich zitiere:
"Nachdem Politiker und Bildungs-Forscher lange Zeit der heraufkommenden Bildungskatastrophe untätig zuschauten, ist es an der Zeit, dass auch Lehrer zu Wort kommen. Ich komme aus einer Lehrerfamilie, war Zeit meines Lebens Gymnasiallehrer für Englisch und Französisch, Lehrerausbilder, Fachbereichsleiter und zum Schluss Leiter einer zum Abitur führenden Kooperativen Gesamtschule mit ca. 2000 Schülern im Rhein-Main-Gebiet. Mancher Zeitungskommentar und manche Feuilleton- Analyse des augenblicklichen Zustandes der Schulen stimmen im Ansatz: hohe Schülerzahlen, bedenkliche Leistungsschwäche in Rechnen, Schreiben und Lesen, Lehrermangel. Aber diese Darstellung greift zu kurz. Vor allem sind die Vorschläge der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz zur Behebung der Katastrophe ein panisches Kurieren an Symptomen, einseitig zu Lasten der Lehrer. Die aktuelle Krise der Schule in Deutschland geht viel tiefer. Es wäre besser gewesen, die Forscher hätten den Zustand der Schule einmal schonungslos analysiert. Wer nur mal 10 Stunden im Unterricht einer Klasse in Deutschland dabei war, wird dies sofort bestätigen.
Die Leistungsschwäche der Schüler ist hausgemacht. Jahrzehntelang folgte man der Schimäre, alle Schüler könnten und sollten Abitur machen. Weil man nicht das Geld, die Mittel und die Methoden hatte, alle zu fördern, ging man mit den Forderungen runter. Für Leistungen, für die es früher eine 5 oder 6 gab, bekommt man jetzt eine 2 oder 3. Signal an alle, auch die Eltern: Ihr Kind schafft es. Alle sind zufrieden. Oder aber Eltern klagen gegen die „falschen Noten“ und bringen die Lehrerschaft dazu, ihre Noten „anzupassen“. Oft unter dem Druck der Politik. Bis das Kind dann in der Hochschule, im Beruf oder im Leben scheitert. Die Studienabbrecherquote ist exorbitant hoch. Kein Wunder: Man ist mit dieser Anspruchsabsenkung gar nicht auf ein wissenschaftliches Studium vorbereitet, glaubt aber, es zu sein. Welch eine Zeitvergeudung und Menschenverachtung, indem man die jungen Leute im Glauben lässt, alles sei in Ordnung. Der Öffentlichkeit wird eine Heile-Welt-Anmutung geboten, dabei gibt es ein Geschrei um "verlorene Generationen". Das Abiturniveau sinkt kontinuierlich seit Jahrzehnten. Ganze Bibliotheken in Bildungsinstitutionen und Oberstufen kommen in die Papiertonne. Digitale Unterlagen sollen sie ersetzen: Das führt u.a. zu Paste and Copy, dem sog. Guttenberg-Syndrom, statt zu gedanklicher Durchdringung. 40 % der Oberstufenschüler heute wären besser in einer Lehre aufgehoben. Statt dessen haben wir Fachkräftemangel. Ein großer Teil der Gymnasiasten lässt es an Grundverhaltensmustern mangeln: Disziplin, Lernbereitschaft, Neugierde, analytische Fähigkeiten, forschend-fragendes Verhalten, Leistungswillen, allgemeine menschliche Achtung. Die Lese- und Textkompetenz ist stark unterentwickelt, das Lernen, wenn überhaupt, folgt dem Prinzip des Kurzzeitgedächtnisses: Kannst du nach der Klausur wieder vergessen. Man beobachtet eine große Apathie und Arbeitsmüdigkeit in den Klassen und Kursen, bei gleichzeitigem Einfordern von Respekt für den eigenen Schüler-Narzissmus von sogenannten "Pelikan-Kindern".
Beim Lehrermangel wird seit langem die falsche Frage gestellt. Es sollte nicht heißen „Wie bekommen wir mehr Lehrer?“ sondern „Warum wollen so wenige junge Menschen heute Lehrer werden? Warum schaffen es so wenige zum Zweiten Staatsexamen?“ Oder weiter: „Was läuft falsch an der Schule?“ oder „Warum werden die Lehrer allein gelassen, wenn es um Bildung, Erziehung zum Lernen und Entdecken, wenn es um das Erlernen und Durchsetzen der Regeln geht?“ Und die Lehrerschaft wird stattdessen mit digitalen Verwaltungsaufgaben überfrachtet, mit dem Zurechtkommen mit zunehmender Mediensucht, Autismus und Apathie?
Es ist m.E. angesichts meiner obigen Kurzanalyse nicht verwunderlich, dass Schülerbefragungen heute ergeben: Nein, Lehrer möchte ich unter diesen Bedingungen nicht werden. - Und dann sollen es die noch vorhandenen Lehrer mit noch höherem Einsatz richten. Sie leisten bereits Überstunden, werden an Grundschulen abgeordnet, beraten Quereinsteiger als Lehrer ohne pädagogische Ausbildung, unterrichten unterrichtsfachfremd, müssen sich mit der zunehmenden Gewaltbereitschaft auseinandersetzen, mit den psychischen Problemen der Schüler, mit Migrationsgruppen, die sprachlich noch nicht integriert sind, mit kaum lesbaren, in einer verheerenden Schrift geschriebenen Klausuren oder lustlosen Arbeiten, die kaum Transfer zu erkennen geben, oder schon aufgrund ihrer Kürze kaum differenziert sind, eine allgemeine Überforderung signalisieren.
Und vor allem die Frauen als Lehrerinnen und Studienrätinnen sollen künftig auf ihre Teilzeit verzichten, Frauen mit Kindern in der Doppelbelastung. Will man das bisschen Emanzipationsunterstützung auch noch zurückfahren? Und: Nur 28,5% der Lehrer an Schulen sind männlich, rund 71,5 % sind Frauen. Was sagt das über die Situation in unseren Sekundarschulen? Über den Zustand staatlicher Schulen?
Hier meine Ansätze bzw. Vorschläge: Das System Schule wieder vom ideologischen Wasser-Kopf auf die Füße des Wissens, Könnens, Beherrschens stellen. Erst dann: mehr Geld in das System Schule und Bildung stecken. Schule wieder als Ort etablieren, an dem Kinder aller Schichten Aufstiegschancen durch Leistung, Wissen und Transferfähigkeiten bekommen, und nicht nur durch begüterte Eltern oder vorgetäuscht gute Noten oder geschönte Abiturquoten oder eine aufgemotzte Homepage. Aufstieg durch ein hohes Sprachvermögen – und nicht durch die Propagierung von einfachem Primitiv-Deutsch. Schule als Ort der Erziehung zur Mündigkeit, welches Halbwissen, inszenatorische Kompetenzen oder Fakenews als hohl erkennt. Als Ort der Erziehung zu Staatsbürgern, die aktiv, selbstbewusst und kritisch an der Entwicklung des sich in einer Legitimitätskrise befindenden Gemeinwesens mit reflexiver Urteilskraft mitwirken. "
Blog 1
Januar 2023
Zur Aktualität von William Shakespeare in digitaler Zeit
Was unterscheidet unsere OneNote-Welt digitaler Heftgestaltung von William Shakespeares Welt, in der es alltäglich war, Menschen abzuschlachten, ohne gerichtliche Verhandlungen hinzurichten und den Menschen von seinen Gliedern zu trennen, oft zur Belustigung des peuple? Me too - Dramatik gab es zwar noch nicht, doch Cordelia als Lichtgestalt-Tochter stirbt getreu in den Fußspuren des Vaters König Lear - und die Autonomie sonstiger Töchter (Goneril und Regan) begrenzt sich auf die Gier, die Intrige und den Umsatz. Der Verräter Edmund, ein kleines Licht der Welt, zeigt die Macht der Irrtümer ebenso wie Lear selbst, der politisch sich beerdigen lässt, bevor er stirbt, weil er freiwillig als Rentier sich entmachtet, doch eine Herrschergestalt bleiben will und - vor allem - geliebte Vatergewalt, pardon, Gestalt.
Ja, der Irrsinn des Augenausstechens bei einem getreuen Menschen paart sich mit dem Irrsinn des Mannes Lear, der sich mit den wahnwitzigen und klugen Weisheiten seines Narren mitunter am besten unterhält.
Im Wiesbadener Staatstheater, gespielt im Dezember 2022 vor leider nicht einmal einem Drittel Besuchern des früher, d.h. vor der Pandemie, gut besetzten großen Hauses, ist U.E. Laufenbergs Inszenierung in der Übersetzung von Frank Günther nicht nur bestechend dunkel, sondern auch klar umrissen gestaltet.
Mit den Worten des Narren gesprochen, "macht diese kalte Nacht", d.h. die Welt, in der wir leben, "uns alle noch zu Narren und Verrückten". Vor dem Hintergrund einer visuell die prägnanten Kriege des 20. Jahrhunderts in Standarten und Stechschrittparaden in Erinnerung rufenden Leinwand, spielte das Schauspielensemble vor allem mit artistisch ungekünstelter Sprache in einem Raum, der sich vor ihr schloss, sich öffnete und ihr wieder entrückte - wie Stabiles und Mobiles (Calders) als anschwellende Ausdehnung der Einzelformen unter Licht-Schatten-Bewegung und mit einem Schall bis ins Erkenntnisreservoir des uns erreichbaren Weltalls.
Es bleibt ein Geheimnis, warum die Figuren sich bis heute so erleben. Die Spracharmut, die die digitale Arbeitstechnik mit uns als Schablonen und Archetypen heutzutage bewegt, zeigt unseren Theateralltag als Figuren sitzend vor dem Handy immerfort. Die Lesekompetenz nimmt dabei ab wie allgemeine Kulturtechniken und Schreibfähigkeiten auch. Als in unmittelbarer Nähe gelegenes Unterrichtsfach führt sie uns mit sich, lüftet das Geheimnis von Shakespaeres Vorgefühl auf das romantisch sich verzerrende Marionettentheater: ein bloßes Gehäuse, man hält eine einzelne Methode für die Welt, eine irrtümliche Verwechslung zwischen uns lebenden Wesen und Apparaten. Wir sind zu ersetzen durch diese. Digitale Endgeräte, in der Hand einer Schüler- und mitunter Studentenschaft, die alltäglichem Digitalisierungfetischismus ausgesetzt ist und mit Sucht, Kommunikationsstörungen und Sinneswahrnehmungen wie ihrem Skelett zu kämpfen hat, werden uns zu Narren der Zukunft erziehen. Oder wir sie? Abbilder und Zeichnungen sind dann nicht mehr handgemacht und durchdacht; und die besondere Erfahrung, dem nächsten Krieg mit Filmen von Tablet-Kameras und unter Einfügen selbstgemachter Bilder beizuwohnen, steht vor der Tür. Shakespeare hält sie uns auf, auch wenn niemand mehr kommt. Daher sollten Jugendliche ihn wieder lesen und analysieren lernen. Oder wieder ins Theater gehen.
Blog 11
Von Müttern lernen -Salut et enchantée zum 80-sten des kleinen Unterschieds!
Dezember 2022
Von Müttern lernt man nicht nur freiwillig. Man sträubt sich. Man liebt. Man duckt sich, drückt sich an sie, wendet sich ab. Man vermisst und protestiert zuerst gegen das, was man verlassen muss. Dann sehnt man sich nach ihnen. Man übernimmt etwas bewusst und unbewusst noch mehr. Man sieht sich in ihnen, und das Auge von ihnen ruht streitbar, sorgen- und liebevoll auf dem, was man wird. Und man liest.
Die Bibliotheken werden geräumt, die Hochkultur schwindet, wenn sie jemals mehr als eine Illusion war, die smarte Digitalisierung tritt kopflos an uns heran, die Welt von gestern aber hat uns geboren. In einer Zeit, in der sich zu viele junge Frauen vor allem der erkämpften Rechte bedienen, aber vor Pflichten sich zieren - und zu viele junge Männer mehr an sich selbst, als am Zustand der Welt leiden hierzulande, ist es umso wichtiger, sich auf Bodenhaftung zu besinnen; auf Mütter, auf Ahnen zu blicken. Kaum jemand aus der jüngeren, nicht volljährigen Generation kennt von sich und von Haus aus noch diese meine Namen: Schrift- und Buchkultur bleiben erlernbar als Kopf- und Herzensbildung, ein Vermächtnis, das Mütter und Großmütter auf ihre Weise interpretierten. Sie standen am Anfang einer Entwicklung einer Geschlechterdebatte, von Emanzipation und Weiblichkeit, die von ihnen angestoßen wurde.
Zuerst erzogen mich die Memoiren von Simone de Beauvoir, später ihre Romane und das theoretische Werk über das andere Geschlecht und das Alter, ehrfürchtig, manchmal auch stirnrunzelnd. Astrid Lindgren war auch immer phänomenal dabei, nicht nur mit ihrer Pipi, über einen langen Zeitraum zog Lizzie Dorons ganzes Werk durch meinen weiblich-geschichtlich geprägten Magen. Marguerite Duras' Romane verschlang ich ohne Ende und immer wieder wie Luft einatmend. Keine Diskussion, von Alice Schwarzer und ihrem tadellosen Engagement angestoßen, ging an mir vorbei, ohne an die Tür zu klopfen - und sei es aktuell betreff der Ukraine, mit Widerspruch.
Edith Piaf sang dabei einzigartig kraftvoll-labil mit ihrer Stimme; und Trude Simonsohn ermahnte mich, die unsrige zu erheben und auf ihre mit meinem Mut und Dank zu hören, durchaus schmerzhaft und kontrovers in jede Richtung, auch unter uns. Nina Hagen röhrte nervenaufreibend klar dazwischen und verwickelte mich in Provokation, und Virginia Wolfs Mrs. Dalloway fesselte mich sprachlich, während Meryl Streep meine Bewunderung gehörte und Romy Schneider (die Ältere) mich ergriff. Während Christa T´s literarisches Schicksal der Christa Wolf und ihre Erzählungen und Essays mich tief beeindruckten und Anna Seghers Gesellschaftsromane und ihr "Transit" mich ein Leben lang begleiteten, eröffneten mir Toni Morrisons "Menschenkind" und Marilyn Frenchs "Töchter ihrer Müttter" eine neue Welt.
Hannah Arendt, Silvia Bovenschen und Margarethe Mitscherlich waren wissende und wissenschaftliche politische Belgeiterinnen mit Augen öffnender Funktion - und wenn Namen nicht nur Schall und Rauch sind, bleiben Else Lasker-Schüler und Anna Achmatowa ranghohe biblische Vertreterinnen nicht nur des Anbruchs der Gegenwart. Und Bettina von Arnim, Rahel Varnhagen, Karoline von Günderrode, Dorothea Mendelssohn-Schlegel, Sophie Mereau und Caroline Schlegel-Schelling sind stets präsent. Nelly Sachs' Gedichte wurden eine Sehne eines Arms und die Prosa von Ingeborg Bachmann eine andere. Die Beine aber, die mich das Laufen lehrten, waren gemischter Natur und formten sich mit der Familie Singer.
Meine Mutter hatte die lieblichste Gestalt unter ihnen.