Meine Lyrik
Stumme Berührung im Wasser.
Eine Komposition in Lyrik und Prosa
Teil 1
Letzte erste Wasser. Gedichte
Berührung. Erzählung
Teil 2
Der gefräste Stimmlaut. Ein Gedichtzyklus
Teil 3
Der ausländische Blick. Gedichte an die Heimat
Der gefräste Stimmlaut Teil 2
XLV
Zeitknöpfe betätigen Augegriffel:
Spitz nach vorn in die
Ton-Masse hinein, von Hand getrieben.
Erstochene Formeln der Zukunft
Läuten Abruf - Erinnerung ein: Auf
das Gegebene.
Jäh kam es zurück,
Auf uns zu:
Als Narbenentz in der Gedächtnisnhaut.
Namen, Geburtstage und Tote sind
Darauf inwendig eingezeichnet.
An und für sich überdauert
Dies: Landkartenjahrhundert.
XXV
Der ewigen Liebe erscheint des Streichlers
narbiger Körper
als Kind. An meiner Hand
beruft sich die abgeblätterte Einfalt des Alters
auf das vergebliche Heimspiel.
Weib sein, Hingabe -
handgleiches Feuer deines Asyls.
XXIV
In der langen Weile,
die folgte,
verschenkte der Tischler
im Ort
seinen letzten Stuhl.
Er sägte die Beine schief,
ließ den Magier kommen und machte sich auf die Reise.
Wir nahmen den krummen Platz ein.
Die Wände seines Hauses waren mit Perlenschnüren
geschmückt.
Vor unseren Augen begann die Arbeit des Magiers.
Der geflickte Vorhang schrie
ins Karussell der Stunden.
Der Schausteller erbot weitere Stühle.
Zur Vorführung seiner Kunst
schoss er dem unbekannten Leichnam
ins Genick.
XIII
Depuis longtemps, Philippe,
j `ai vu: la même chose est aujourd`hui ou toujours.
Pleure donc, mon ami. Tu as pris les fleurs: la rue sens unique.
Der gefräste Stimmlaut Teil 1
Ein Zyklus von 60 Gedichten - Auszug
XXI
den unbekannten soldaten, philippe,
schenkte ich narben und desdemonas anblick
ihre haut ihr haar und ihr mund
schauten zurück und ich nahm sie,
nahm sie alle gefangen, zeugte den,
der sich zuerst verbarg
- wir vergaßen den krieg -
die zeit
einer nierderlage und diese worte:
yo quiero todo, yo quiero nada...
XLVII
So! / verklag ich den tod/auf dem weg in dein leben /
besing / deine sterblichkeit im ewigen refrain /
der angst die außer auf geld/ noch auf glück hofft / auf augenhöhe / auf eine sichtblende / die uns auf rufweite / verstört: Wir
LIV
Ein unbekannter Koch,
arbeitslos,
geht betteln.
Mit mir, sagt er, nicht - aber verstehen Sie mich recht,
es ist Lotterie, was sonst
könnte heute ein Gefühl sein
außer Darstellung, Zeugung von
Beugehaft. Dann aber rüht er Tränen an
und kocht wieder Suppe,
die auf der Straße schmeckt: Über Wochen und Worte hinweg. Iss, sagt er, wir sind unter uns.
LV
Tochter, dieses Haus ist deins;
Es hat keine Tür, muss
Ein hohles Grab sein
aus dem Stein, Granit, dem Fels
Den du gebaut hast;
Mutter
Gab Dir die Anschrift, die sich
Verändert mit deinem Namen,
Und diesem Buch.
Ein
Gewandertes Ich über den Zaun hinweg,
Zur Stadt,
Die du weithin erkanntest,
Damals schon, als alles und nichts
Dir entgegen kam
Auf der langen Reise,
die hinter diesem Haus
Verschwand.
LETZTE ERSTE WASSER
Auszüge aus einem Gedichtband einer 18 - 25 Jährigen
Nur Salz
Bin die, die ich gewesen,
die den Tod hinter den
Mauerritzen aufsuchte, zwischen
Gartentor und Unkraut
einen Winter lang Samen beschlief.
Als andere unter anderen
schon morgens bewacht,
nicht aber als ich jene Haut
entbehrte und Salz
zwischen den Schleimhäuten.
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scherben zuhauf
scherben zuhauf, lavendel,
duftend nach heu und
aber glauben, du liebste
aller elfenbeinigen, du
eiserne erwachsenheit:
weh mir, hörte ich´s sprechen,
sterbend, von edleren kelchen,
aus denen zu schöpfen
am ziel unserer träume
und ach, dir gelänge es! -
aber mein sind sie nicht,
noch des kraters gräben,
herbeigeredet, am ende
der liebe geziehen, bald
schonungslos überführt,-
es gab sie nicht ?
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Abendstern
Und sie sah ihn und fragte nicht, woher
er gekommen war. Er kam auf die Welt
zu, das sah sie und sah, dass er kam.
Und am nächten Tag war es hell und der
Brunnen vertrocknet. Und die Leute standen
umher und fragten anch Rat. Und er schwieg.
Und nach der Zeit, die vergangen war, wasserlos,
wie zuvor, kam er staubigen Fuße die Straße
entlang. Und sie sah ihn wieder und wieder.
Und am Abend fiel Himmel ins Meer, auf die
Dunkelheit. Und sie zogen die Schuhe aus
und holten das Wasser herein, in den Brunnen.
Und sie kosteten und beklagten nicht, dass der
Mond ihnen faltig schein. Und sie sahen
sich an und sie sahen die falschen Gesichter.
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Wir uns selbst
UND IHR HABT GESCHWOREN
Den Nimmersatt des Aberglaubens
Zu behungern
UND IHR HABT GESCHWOREN
Auch des Totengräbers Schatten
Zu betrauern
UND IHR HABT GESCHWOREN
Wegen eines Königs Drachen
fliegen zu lernen schon lange
IHR HABT GESCHWOREN
UND IHR HABT GESCHWOREN
Der Lustbarkeit stünde
die Brandung
UND IHR HABT GESCHWOREN
Der Stummheit des Fischmauls
die Gräte nicht anzudienen
UND IHR HABT GESCHWOREN
Am splitternackten Gipfel
glühend zu entzünden
IHR HABT GESCHWOREN
IHR HABT GESCHWOREN BIS ZULETZT
UND IHR HABT EUCH GESCHWOREN
NICHTS ZU HALTEN DAVON
UND IHR HABT EUCH GESCHWOREN
NICHTS DAVON ZU HALTEN
(und am Ende nicht einmal das)
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Der ausländische Blick. Gedichte an die Heimat
(Auszug)
1
Schon dort, wenn gar nicht angekommen.
Noch hier, stets voller Ungeduld.
Geh weg
Heißt: Gehweg, lange Strecke
Weg zu Dir.
So lange es dauert, gehen wir.
Ich sehe Deine Beine. Ich sehe Deinen Hals.
Ich nehme Zeit von Dir, die Deinen Weg begleitet.
2
Der Brief liegt weich und weiß
Und ungefaltet neben dem Tintenfass.
Ich schreibe alles auf, was ich nicht kenne.
Was zu spät kam, zu früh
Und unbegreifbar blieb, entglitt.
Ein Satz ist viel an diesen Tagen,
an denen das Papier ausgeht, davon
läuft mir der Schweiß.
Es entstehen Abdrücke
von dem, was ich schreiben wollte,
das Blatt legt sich über das Blatt - fast von selbst
weg.
Reste: wie man Post an sich selbst schreibt
Kleben an meiner Hand.
Die Tischkante berührt mich noch.
3
Mit den Fingern hinterlasse ich Spuren
auf meiner Haut. Ich fasse nach mir.
Mein Streicheln entfernt das Denken,
den laufenden Bildschirm: Erkenntnisnot.
Aus allem wird eine einfache Handlung
über stillhaltendem Busen.
4
Ein beklemmendes Gefühl:
Brustwarzen zu haben, die sich auf & ein
Richten nach Bedarf
Geküsst werden will ich, bei ihnen sein
Während alles fließt
REZENSIONEN siehe unten
REZENSIONEN STUMME BERÜHRUNG IM WASSER
5,0 von 5 Sternen Zur Sinnlichkeit der Frau - ganz aus Frauensicht
Rezension aus Deutschland vom 27. Februar 2020
5,0 von 5 Sternen Schicksale, Romantik und Lyrik
Rezension aus Deutschland vom 31. März 2020
5,0 von 5 Sternen (Gar nicht so) stumme Berührung im Wasser
Rezension aus Deutschland vom 26. April 2020